Empfangsgebäude Bahnhof Aumühle

Großer Bahnhof

Wer den Aumühler Bahnhof betritt eilt zum Zug oder macht sich schleunigst auf den Weg nach Hause, meist ohne einen Blick auf das Gebäude zu werfen. Dabei lohnt es sich, das 1910 entstandene Bauwerk einmal genauer anzuschauen.
Das Empfangsgebäude mit den großen, gerasterten Fensterfeldern war zu seiner Entstehungszeit ungewöhnlich modern. Ein vom Jugendstil und der Industriearchitektur geprägter Zweckbau, bei dem auf ornamentalen Schmuck weitgehend verzichtet wurde. Stattdessen ist der Bahnhof durch seine Form und die Baumaterialien wie Gusseisen, Stahl und Glas als Ort des technischen Fortschritts gekennzeichnet.

Bahnlinie zwischen Hamburg und Berlin

Postkarte "Bahnhof Aumühle"
Postkarte „Bahnhof Aumühle“ (1904)
1846 wurde die Bahnlinie zwischen Hamburg und Berlin eröffnet. Damals hielten die Züge nicht in Aumühle, sondern im nahen Friedrichsruh. Friedrichsruh war seit langem ein beliebtes Ziel für Ausflügler, die sich im Sachsenwald erholen und vergnügen wollten. Ab 1871 kam ein touristisches „Highlight“ nach Friedrichsruh: Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck. Bismarck richtete sich einen Zweitwohnsitz in Friedrichsruh ein. Das Schloss Friedrichsruh wurde bald zum Besuchermagnet im Sachsenwald.
Um den Friedrichsruher Bahnhof zu entlasten, wurde Aumühle 1884 zu einem provisorischen Haltepunkt für den Nahverkehr des Hamburger Umlands. Der Haltepunkt bestand aus zwei Bahnsteigen, einer Holzbrücke und einem Musikpavillon. Dieser war ein Geschenk aus dem Besitz des Reichskanzlers. In Aumühle diente der Pavillon als Wartehäuschen für Bahnreisende.

Die Preußische Staatseisenbahn

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts schwoll der Nahverkehr weiter an. Zeitungen berichten von vollgestopften Zügen und einem Ausflugsverkehr zu Pfingsten, der selbst durch Sonderzüge nicht mehr zu bewältigen war. 1910 baute die Preußische Staatseisenbahn den Haltepunkt Aumühle zu einem richtigen Bahnhof mit vier Gleisen, einer Abstellanlage für Züge mit Wasserturm, Kohlebunker und einem Lokschuppen für die Wartung der Dampflokomotiven aus. Über den Gleisen des Bahnhofs entstand ein architektonisch hochmodernes Empfangsgebäude, das noch heute mehr als einen Blick wert ist.
Diese und weitere Geschichten bietet der Hörspaziergang „Unterwegs nach Friedrichsruh“, den man kostenlos bei den EntdeckerRouten im Gebiet Sachsenwald findet.


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