Wilhelm Heuer: Fabrik im Sachsenwalde (um 1680)

Bier aus Friedrichsruh

In den Sachsenwaldgemeinden kennt fast jeder den Garten der Schmetterlinge in Friedrichsruh, aber nur wenige wissen, dass das am Eingang liegende Fachwerkgebäude die Gegend 200 Jahre lang mit Bier aus Friedrichsruh versorgte. Denn das alte Haus, in dem heute das Büro des Gartens der Schmetterlinge untergebracht ist, war früher ein Brauhaus.

Das alte Brauhaus

Die Geschichte des Fachwerkbaus lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Eine Karte des Sachsenwaldes von 1660 bezeichnet das neben dem Wehr des Mühlenteichs gelegene Gebäude als „Brauhaus“. Durch diese urkundliche Erwähnung gehört das Brauhaus zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden der Region.
Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, damals Landesherren der Gegend, hatten in Friedrichsruh ein Brauhaus mit herrschaftlicher Zwangsbrauerei eingerichtet. 13 umliegende Dörfer durften nicht selbst brauen, sondern mussten Bier aus Friedrichsruh kaufen.

Das alte Brauhaus in Friedrichsruh.
Das alte Brauhaus in Friedrichsruh.

Durstige Abnehmer

Abnehmer für das Bier befanden sich in direkter Nachbarschaft der Brauerei. Am Friedrichsruher Mühlenteich hatten sich bereits Ende des 16. Jahrhunderts erste frühindustrielle Betriebe angesiedelt. Das aufgestaute Wasser der Schwarzen Au trieb eine Papiermühle an. Später nutzen an dieser Stelle eine Eisen- und eine Tuchfabrik die Wasserkraft für ihre Hammer- und Stampfwerke.
Für das Jahr 1774 gibt es Zahlen über Friedrichsruher Bierlieferungen: An die Schänken rund um den Aumühler Mühlenteich wurden 50 Tonnen geliefert, die Tonne zu 115 Litern. Noch größer war der Durst in der Friedrichsruher Eisenfabrik. Dorthin gingen 60 Tonnen Bier, umgerechnet knapp 7.000 Liter. Die Wentorfer Gegend nahm in diesem Jahr dagegen nur 15 Tonnen Gerstensaft ab. In Friedrichsruh wurde bis 1856 Bier gebraut.
Diese und weitere Geschichten bietet der Hörspaziergang „Unterwegs nach Friedrichsruh“, den man kostenlos bei den EntdeckerRouten im Gebiet Sachsenwald findet.

Fotos: N. Müller-Wusterwitz


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